Es ist gar nicht so einfach, in dem vielfachen Gewusel eine einzelne Biene zu finden. Doch mit dem geschulten Blick der Imkerin ist die Königin mit ihrem langen, schmalen Körper im Brutraum des Schaukastens schnell entdeckt: „Man erkennt sie daran, dass die anderen Bienen um sie und ihren Hofstaat einen ehrfürchtigen Abstand halten“, wie Gundula Piehl, Imkerin und Naturschützerin, erläutert. Eine Runde interessierter und neugieriger Naturfreunde fand sich im blumenreichen Vorgarten des Natur- und Umweltschutzzentrums ein: Allerhand gab es an diesem Nachmittag rund um die Honigbiene beim NABU zu entdecken, der gemeinsam mit dem Imkereiverein Rinteln dazu eingeladen hatte, mehr über Honigbiene, Imkerei & Co. mit allen Sinnen zu erfahren.
Auch wenn die Bienenkönigin im Mittelpunkt steht, leben die staatenbildenden Insekten von einer ausgeprägten Arbeitsteilung – eine einzelne Biene wäre alleine nicht lebensfähig. Drei unterschiedliche Bienenwesen gehören zu einem Bienenvolk und haben unterschiedliche Aufgaben, die für das Funktionieren eines Bienenstaates notwendig sind. „Neben der Königin gehören der Drohn und die Arbeiterin zu den drei Bienenwesen“, so Piehl. Die Arbeiterinnen übernehmen im Laufe ihres Lebens verschiedene Aufgaben: Sie putzen die Zellen und den Bienenstock, füttern die Larven und die Königin, nehmen den Sammlerinnen Nektar und Pollen ab, verdeckeln Brut- und Honigzellen, bauen neue Waben, bewachen den Stockeingang und fliegen schließlich aus, um Nektar, Pollen, Wasser und Propolis zu sammeln.
Dass die Imkerei ein spannendes Hobby ist und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der ökologischen Vielfalt beiträgt – und inzwischen nicht mehr überwiegend ein Nebenerwerb für ältere Männer mit Hut und Pfeife ist – konnten die Besucherinnen und Besucher des Erlebnisnachmittags selbst entdecken: Unterschiedliche Utensilien des Imkerhandwerks wiesen auf die unterschiedlichen Aktivitäten im Bienenjahr hin und gaben Anlass zu manch einem interessanten Gespräch: Von der Bienenpfeife und dem sogenannten „Imkertabak“ samt Imkeranzug, über die Mittelwände aus Bienenwachs bis zur Honigschleuder und echten Honigwaben. Und während der Honigverkostung unterschiedlicher Honigsorten – vom frühen cremig-milden Rapshonig bis zur spätsommerlichen aromatisch-kräftigen Spättracht – wurde so manch einem bewusst, wie viel Arbeit und Mühe hinter diesem echten Produkt der Natur steht, sowohl auf Seiten des Imkers als auch und insbesondere auf Seiten der Biene: Ein Kilogramm Honig entsteht aus etwa drei Kilogramm Nektar, dafür sind etwa 100.000 Ausflüge nötig, wobei 20.000.000 Blüten besucht und bestäubt werden – die Flugstrecke reicht dabei sechsmal um die Erde. „Die Bestäubungsleistung ist enorm wichtig: Rund 90 Prozent aller Pflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, sowohl Wildpflanzen als auch die meisten Kulturpflanzen“, wie Piehl betonte.
Und mit ihren wildlebenden Artgenossen haben die Honigbienen viel gemeinsam, so dass sich der Blick auf die ökologischen Zusammenhänge der übrigen zu den Hautflüglern gehörenden Insekten nahezu aufdrängt: Innerhalb der überaus artenreichen Klasse der Insekten gehören Bienen zur Ordnung der Hautflügler, die sich durch zwei Paar häutige durchsichtige Flügel auszeichnen. Zusammen mit den Hummeln und den Solitärbienen gehören sie zur Familie der Echten Bienen. Piehl wies in ihrem Vortrag über heimische Hautflügler und ihren Schutz darauf hin, dass an jedem Einzelnen gelegen sei, etwas für die Artenvielfalt zu tun: „Jeder kann im eigenen Garten oder auf dem Balkon einen Beitrag dazu leisten, dass Hummel, Hornisse, Schwebfliege und Wespe bei uns weiterhin ein Zuhause finden.“ Insbesondere die Kommunen wie auch die Landwirtschaft seien gefordert, etwas für blühende Wegraine und eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft zu tun. Wer mehr über die faszinierende Welt der Hautflügler erfahren möchte, kann dies noch bis zum 3. August im Foyer der Sparkasse Schaumburg (Filiale Klosterstraße) tun: Der NABU zeigt eine Ausstellung zu Biene, Hornisse & Co. und informiert über Gefährdung wie Schutzmöglichkeiten.