Von Fledermäusen und Fledertieren

Die faszinierende Welt der fliegenden Kobolde / Nächtliche Exkursion durchs Jagdgebiet


Stockdunkel ist es schon, als der Naturschutzbund Rinteln zur Fledermauswanderung einlädt und angesichts der zeitweiligen Regenschauer vage, ob die Microchiroptera in dieser Nacht überhaupt fliegt. Doch das lange Warten bis zur Dunkelheit lohnt sich, will man den ‚Nachtschwärmern‘ abseits von Licht und Lärm auf die Spur kommen. Und als ob die Fledermäuse wissen, dass die Europäische Fledermausnacht (‚Batnight‘) vielerorts begangen wird, um die Faszination für die nächtlichen Flugkünstler zu fördern, zeigen sie sich auch den Rintelner Naturschützern auf ihrer Exkursion. Begleitet vom Beuteflug der Zwergfledermaus unter der Straßenlaterne, lässt sich eine mutige Gruppe von Fledermausfreunden und Interessierten vom NABU-Vorsitzenden Nick Büscher auf die bevorstehende Fledermauswanderung einstimmen.


Wasserfledermäuse am Pferdemarkt. - Foto: Kathy Büscher
Wasserfledermäuse am Pferdemarkt. - Foto: Kathy Büscher

Flinke Flugmanöver, nächtliche Lebensweise – viel mehr wissen die meisten Menschen, selbst gestandene Tierfreunde, über die heimischen Fledermausarten nicht. Dabei lohnt es sich, diesen Tieren etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen, so Büscher in seiner Begrüßung. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können und gehören nicht etwa zur Gattung der Mäuse, wie man vom Namen her schließen könnte, sondern wie die Flughunde zu den Fledertieren – es sind also keinesfalls „fliegenden Mäuse“. „Fledermäuse sind faszinierende Kobolde der Nacht“, so der Rintelner Naturschützer, „sie können mittels Ultraschallortung ihre Beute, Unmengen von Insekten, fangen und sich nachts orientieren.“ Sie sind trotz ihrer schlechten Augen wahre Flugkünstler: „Fledermäuse haben keine Adleraugen, aber ‚Adlerohren‘“, erläutert Büscher. Sie orientieren sich mittels Tönen aus Mund oder Nase im Ultraschallbereich – das Echo verrät der Fledermaus etwas über mögliche Hindernisse, über ihre Beute und deren Größe, aber auch etwas darüber, wie weit entfernt die Beute ist. Den Tag verbringen Fledermäuse in Unterschlüpfen, etwa Spechthöhlen, Denkmalsockeln – oder auf Dachböden, in Vogelnistkästen und an vielen anderen Orten, bevor sie abends zu ihren Beuteflügen starten. Und für diese Beuteflüge ist der Rintelner Blumenwall samt den umliegenden Gewässern bestens geeignet, um Wasserfledermaus, Zwergfledermaus & Co. zu beobachten.


Fledermauswanderung am Blumenwall. - Foto: Kathy Büscher
Fledermauswanderung am Blumenwall. - Foto: Kathy Büscher

Ausgerüstet mit großen Strahlern und mit sogenannten Bat-Detektoren, mit denen man die Echolot-Ortung der Fledermäuse für das menschliche Ohr hörbar machen kann, begibt sich die Exkursionsgruppe in die Dunkelheit des Blumenwalls. Unweit von ihrem Sommerquartier am Pferdemarkt jagt die Wasserfledermaus über die Graft und ‚liest‘ die Insekten von der Wasseroberfläche ab. Fledermäuse jagen Insekten entweder im Flug oder sammeln sie von Blättern, vom Boden oder, wie etwa die Myotis daubentonii, direkt von der Wasseroberfläche ab – und sind dabei ‚Meisterjäger‘. „Da fliegt eine“, ruft ein Exkursionsteilnehmer. Das knackende Geräusch des Detektors wird unvermittelt lauter, da fliegt bereits eine kleine Wasserfledermaus im flinken Flug über die Graft, begleitet vom Kegel des Scheinwerferlichtes. An anderer Stelle fliegen Zwergfledermäuse unterhalb der Laternen ihre Flugkorridore im gaukelnden Flatterflug ab und kreuzen dabei die Lichter der Strahler. Die Faszination für die kleinen Flugkünstler ist an diesem Abend groß, die Begegnung mit den Fledermäusen alles andere als gruselig und ein ‚offenes Ohr‘ für das Anliegen der geliebten Nachtschwärmer notwendig.