Vier Rintelner Vereine haben sich zusammengetan um den seit vielen Jahren nur teilweise oder gar nicht genutzten „Schnittger-Pavillon“ an der Klosterstraße mit Unterstützung der Stadt Rinteln und der Stiftung Rinteln zu nutzen. Der erste Impuls kam im Frühjahr 2023 von Heimatbund und NABU, die im weiteren Verlauf den Imkerverein und den Obst- und Gartenbauverein mit ins Boot nahmen.
Gemeinsam ging man Ende Juni 2023 auf Bürgermeisterin Andrea Lange zu und stellte ihr das Projekt vor. Diese gab das Vorhaben direkt weiter an Programm-Managerin Stefanie Popp, schließlich handelte es sich bei dem städtischen Gebäude um einen innerstädtischen Leerstand.
Die NABU Gruppe Rinteln mit ihrem Vorsitzenden Dr. Nick Büscher erklärte sich bereit, im Namen aller vier Vereine die Nutzung als Vertragspartner der kommunalen Gesellschaft GVS mbH zu übernehmen. Allen Beteiligten war von Anfang an klar, dass dies eine einmalige Chance ist, die Themen
Naturschutz, Naturkunde, Imkerei, Obst- und Gartenbau, Heimatpflege und Pädagogik an einem außerschulischen Lernort stärker und sichtbarer als bisher in der Innenstadt zu verankern. Die Räumlichkeiten bieten ausreichend Platz und Schaufensterflächen um genrationsübergreifend Umweltbildung im Herzen Rintelns zu leben und gleichzeitig Ehrenamt zu aktivieren. Bereits jetzt organisieren die vier sehr traditionsreichen Vereine zusammen über knapp 1.600 Mitglieder und ehrenamtliche Aktive. Dabei zählt die NABU-Gruppe Rinteln rund 900, der 1908 gegründete Heimatbund der Grafschaft Schaumburg e. V. etwa 400, der seit 1878 bestehende Obst- und Gartenbauverein 220, und schließlich der Imkerverein für Rinteln und Umgebung gut 70 Unterstützer. Sie alle engagieren sich satzungsgemäß für Naturkunde und Umwelt.
Die beteiligten Vereine haben die sanierungsbedürftigen städtischen Räume komplett in Eigenleistung neu gestrichen und ausgebessert. Türen, Fenster und Wände der etwa 100 qm umfassenden Räume erstrahlen in neuem Glanz.
Die NABU-Aktiven haben neue elektrische Leitungen und Steckdosen verlegt, die Imker bauen in Eigenregie eine völlig neue Gästetoilette und eine Teeküche ein. Nur die Baumaterialien dafür stellt die Stadt zur Verfügung. Für die Bestuhlung für den Vortragsraum, als Küchenmöbel und Schränke für den Arbeitsraum der Imker werden nicht mehr benötigte Möbel aus dem Brückentorsaal und der Kita Krankenhagen verwendet - 100 % nachhaltig also.
Der neue „Naturpavillon“ soll kein klassisches Vereinsheim werden, sondern eine unverwechselbare Begegnungs- und Bildungsstätte zur Natur mitten in der Stadt.
Entsprechend wurde auch die Farbgestaltung und die Einrichtung gestaltet.
Aus den Sammlungen des Museums stammen mehr als 40 Vogelpräparate einheimischer Tierarten, die der Heimatbund erst kürzlich aus privater Hand als Schenkung erhalten hat. Aus den Beständen des Stadtarchivs wurden fünf beeindruckende Ölgemälde aufgehängt, die die Wiesen und Waldlandschaften der Rintelner Wesertales in die Räume holen.
Und schließlich stellte Tierfotografin Kathy Büscher eine wandfüllende Serie von faszinierenden Tierfotografien aus der Hohenroder Auenlandschaft zur Verfügung.
Es herrscht Pionierstimmung. Das Naturbildungsangebot mit Vorträgen, Dia- und Filmvorführungen, Führungen und Workshops soll sich in den kommenden Wochen entwickeln. Und ein erster Waldkindergarten hat sich schon für eine kleine naturkundliche Führung zu den Tierpräparaten und –fotos angekündigt.
Der bereits vorgeschlagene Abbruch des leerstehenden Gebäudes ist also erst einmal vom Tisch, und das Ehrenamt erhält neuen Auftrieb. „Das ist wirklich eine „Win-win-Situation“ aus der alle Nutzen ziehen“ sagt Dr. Nick Büscher vom NABU und und Dr. Stefan Meyer vom Heimatbund ergänzt: „Wir alle erhalten einen zentralen, ebenerdigen Veranstaltungs- und Bildungsort mit vielversprechenden Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft, und ohne der stark belasteten Stadtkasse zusätzliche Kosten zu verursachen“.
Dabei steckt das nun entstehende Naturzentrum noch in seinen Anfängen. In einen zweiten Schritt wird bereits die Einbeziehung eines Teils des rückwärtigen Schulhofgeländes für Begrünungen ins Visier genommen. Vielverspechende Kontakte zu überregionalen Förderern sind dafür schon geknüpft. Aber das ist vorerst noch Zukunftmusik.
Text: Stefanie Popp, Stadt Rinteln