Statt Grabenkämpfe zusammen Natur schützen

NABU-Landesverband und Wirtschaftsverband Baustoffe-Naturstein kooperieren


Unterschriften in Eiltempo: Raimo Benger (WBN, vorne v.l.), Dr. Holger Buschmann (NABU) und Dirk Wegener (WBN), unterzeichnen die gemeinsame Erklärung, die „Paten“ Wirtschaftsminister Bode (hinten v.l.) und Umweltminister Sander. - Foto: Dietrich Lange
Unterschriften in Eiltempo: Raimo Benger (WBN, vorne v.l.), Dr. Holger Buschmann (NABU) und Dirk Wegener (WBN), unterzeichnen die gemeinsame Erklärung, die „Paten“ Wirtschaftsminister Bode (hinten v.l.) und Umweltminister Sander. - Foto: Dietrich Lange

Steinbergen (dil). Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen sich nicht ausschließen. Grabenkämpfe sind von gestern, gemeinsame Projekte stehen für das Heute und Morgen. Und Renaturierung kommt vor Rekultivierung, weil vielfältige Standorte besser für die Artenvielfalt sind als intakte Landschaft mit Nährstoffüberangebot. Vor dem Hintergrund dieser von beiden Seiten inzwischen akzeptierten Einschätzungen wollen der Nabu-Landesverband Niedersachsen und der Wirtschaftsverband Baustoffe-Naturstein (WBN) künftig enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Erklärung wurde gestern im Erlebnispark „Steinzeichen“ in Steinbergen unterzeichnet.


Durch diese Erklärung soll sich die Zahl der Konflikte künftig deutlich reduzieren, Dialog statt Grabenkämpfe, das betonten gestern Nabu-Landesvorsitzender Dr. Holger Buschmann, WBN-Landesvorsitzender Dirk Wegener und WBN-Geschäftsführer Raimo Benger.

 

Umweltminister Hans-Heinrich Sander und Wirtschaftsminister Jörg Bode begrüßten den eingeschlagenen Weg. Sie würdigten die Vereinbarung als „beispielhaft für unsere Philosophie eines kooperativen Naturschutzes“, der das Wirtschaften in der Natur mit den Belangen ihres Schutzes und der Artenvielfalt verbinde. „Schön, wenn die Bürger das untereinander regeln und wir dies nicht von oben tun müssen“, freute sich Sander. Der Nabu sehe als größter Umweltverband Niedersachsens den Naturschutz langfristig, lobte Sander.

 

Benger und Wegener hatten erklärt, schon heute führe Niedersachsen Natursteine ein, könne seinen Bedarf nicht selbst decken. Rückzug aus der eigenen Rohstoffproduktion zugunsten von noch mehr Importen sei für Niedersachsen keine Handlungsoption, sagte Bode. Kosten und Umweltverschmutzung durch die Transporte seien zu groß. Und da China schon Lieferengpässe androhe, gewinne die Eigenversorgung noch mehr an Bedeutung für Zukunft und Wachstum in Deutschland.

 

Buschmann erklärte, der intensive Dialog mit Steinbruchbetreibern sei lange überfällig. Steinbergen sei für diese Veranstaltung ausgewählt worden, weil es hier einen der größten Konfliktfälle in Niedersachsen gebe, aber auch einen der längsten Dialoge darüber. Und auch einen Erfolg: „Der Kamm des Wesergebirges bleibt stehen.“

 

Buschmann erklärte zudem: „Wir sind uns einig, dass nur eine klare Abgrenzung und Akzeptanz der für die Rohstoffgewinnung geeigneten Gebiete den Konflikt über die Rohstoffgewinnung in unserem dicht besiedelten Land lösen kann. Für strittige Gebiete werden im Dialog gemeinsam erarbeitete Lösungswege für ein Neben- und Miteinander von Rohstoffgewinnung und Naturschutz angestrebt. Insbesondere arbeiten wir zusammen, um die Entstehung von für den Natur- und Artenschutz wertvollen Biotopen zu fördern“, betonte Buschmann. Bestimmte Amphibien (zum Beispiel Geburtshelfer- und Kreuzkröte) und Vögel kämen nur noch in Steinbrüchen vor. Dort sei das Nahrungsangebot gering, was durchsetzungsfähigere Tierarten abhalte.

 

Was bleibt unterm Strich außer Dialogbereitschaft auch über künftige Ausweisungen von Rohstoffabbaugebieten? Benger räumte ein, man könne mal Tümpel für Amphibien freischieben, mal eine Fläche zeitweise liegen lassen. Und der Uhu in den Felswänden lasse sich ohnehin nicht stören. Buschmann freute sich, dass der Nabu sich bei der Renaturierung ebenfalls einbringen könne. Beide Seiten bestätigten, dass aus der Erklärung kein Rechtsanspruch erwachse und die Einhaltung geltender Gesetze nicht beeinträchtigt werde.

 

Schaumburger Zeitung vom 05. November 2010 (Artikel gekürzt)