Ökologischer Lückenschluss auf der Streuobstwiese

Aufwertung des Gartenrotschwanz-Biotops / Beteiligung des NABU an niedersachsenweitem Projekt zum Schutz von Lebensräumen


Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher
Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher

Seit fast 20 Jahren betreut der NABU Rinteln die Streuobstwiese in Hohenrode und setzt sich aktiv für den Erhalt unserer Kulturlandschaft ein, indem Wildhecken auf Stock gesetzt, alte Obstbäume fachgerecht geschnitten und Bäume nachgepflanzt werden. So geschehen auch am vergangenen Wochenende, als sich die ehrenamtlichen Naturschützer trafen, um gemeinsam einige ökologische Lücken auf der Obstwiese zu schließen, indem Obstbäume gepflanzt wurden.

 

Die NABU-Gruppe Rinteln beteiligt sich damit an einem von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderten Projekt zum „Vogel des Jahres 2011“, das auf die Verbesserung der Lebensräume des Gartenrotschwanzes zielt. Die Zahl der Brutpaare ist in den letzten 15 Jahren gut um die Hälfte zurückgegangen.


Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher
Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher

„Eine Streuobstwiese mit angrenzender Wildsträucherhecke und heimischen Wildkräutern zählt zu den typischen Lebensräumen für den Vogel des Jahres. Er besiedelt kleinteilige Landschaften mit bäuerlichen Strukturen, klassische Streuobstwiesen und gerne auch Kleingartensiedlungen“, so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der Rintelner Naturschützer. Das Projekt des NABU hat zum Ziel, niedersachsenweit mit der Anlage einer Streuobstwiese dem Gartenrotschwanz einen neuen Lebensraum zu schaffen – oder wie in Rinteln eine vorhandene Obstwiese ökologisch aufzuwerten: „Der Gartenrotschwanz braucht abwechslungsreiche Landschaften, wo er aufgrund der natürlichen Vielfalt als Insektenfresser genug Nahrung findet und in alten Baumhöhlen eine Brutgelegenheit“, so Büscher.


Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher
Baumpflanzaktion auf der Streuobstwiese Hohenrode. - Foto: Kathy Büscher

Der früher weit verbreitete und recht häufige Singvogel mit dem namensgebenden ziegelroten Schwanz ist heute in vielen Regionen selten geworden. Besonders im Westen Deutschlands ist er aus zahlreichen Dörfern und Kleinstädten verschwunden. Immer weniger Gärten genügen heute noch seinen Ansprüchen. Neben Obstwiesen sind strukturreiche Kleingartenanlagen mit altem Baumbestand zunehmend von Bedeutung. Auf sterile Rasenflächen, fremdländische Gehölze und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse zugunsten von natürlicher Vielfalt verzichtet werden. Aber die Gefahren für den Gartenrotschwanz lauern auch im Winterquartier: Der Bestand des zur Gattung der Rotschwänze gehörende Singvogel wird in Deutschland auf 110.000 bis 160.000 Brutpaare geschätzt. Noch vor 30 Jahren war er etwa drei- bis viermal so hoch. Als Insektenfresser lebt der Gartenrotschwanz nur im Sommerhalbjahr bei uns. Den Winter verbringt er in den afrikanischen Savannen südlich der Sahara. Auch dort und entlang seiner Zugwege ist er etlichen Gefahren ausgesetzt. Großflächige Monokulturen verdrängen mehr und mehr die natürliche Baumsavanne und nicht wenige der Vögel werden Opfer der in manchen Ländern noch üblichen Singvogeljagd. Langfristig könnten allerdings die Folgen des Klimawandels schwerwiegender sein. Dürreperioden im Mittelmeerraum und in der Sahelzone nehmen zu, die von den Vögeln zu überwindenden Wüsten dehnen sich von Jahr zu Jahr weiter aus.


Auf der Streuobstwiese in Hohenrode hat der NABU dem Gartenrotschwanz jedenfalls die günstigsten Voraussetzungen geschaffen, damit der „Vogel des Jahres“ 2011 einen geeigneten Brutplatz findet: Neben den Obstbäumen – allesamt alte Apfelsorten mit klingenden Namen wie Goldparmäne und Gravensteiner – wurden auch spezielle Nisthilfen für den Gartenrotschwanz auf der Wiese aufgehängt, um sichere Brut- und Nistgelegenheiten anzubieten.