Gar nicht „wohlwollend“ sehen sie aus, die ansonsten dick mit Wolle eingepackten Skudden: Während die Hitzewelle im Weserbergland grassiert, erfreuen sich die Schafe auf der Streuobstwiese Hohenrode über ihre ansonsten ungewohnte Nacktheit. Und dies nicht ohne Grund: Das schweißtreibende „Wollkorsett“ wurde den Tieren kürzlich im Rahmen der Schafschur abgenommen.
Gemeinsam mit einem professionellen Schafscherer wurden die Schafe von ihrer wollenen Last befreit: „Das Scheren des Schafes ist notwendig, da diese Tiere domestiziert wurden und der Wollwuchs über Jahrhunderte hinweg gezüchtet wurde. Ohne Schur würden die Schafe heillos verfilzen“, weiß Britta Raabe, die sich ehrenamtlich um die NABU-Schafe kümmert.
Es erfordert jedoch einiges Geschick, um die Tiere einzufangen, denn die Schafe besitzen ein gesundes Misstrauen und sind intelligent. Zunächst werden die Skudden eingefangen und anschließend eines nach dem anderen geschoren. Dabei ist tatkräftiges Zupacken nötig, um die Tiere in die richtige Position zu bringen, dann kann das Scheren beginnen, auch wenn den Schafen das Geräusch der Schermaschine nicht geheuer ist: „Noch wissen sie nicht, dass sie sich gleich erleichtert fühlen werden“, so Raabe.
Die Prozedur sorgt nicht nur für Erleichterung, sondern für ein Weiteres: Riesige Mengen Wolle kommen dieses Jahr zusammen, woraus in Kürze Garn gesponnen und vielleicht einmal Socken und Pullover angefertigt werden – oder ein flauschige Filzdecke, wie sie kürzlich die NAJU angefertigt hat. „An der Schafschur kann man erleben, dass die Wolle unserer Skudden ein reines Naturprodukt ist“, wie Raabe erläutert.