Das Timing konnte nicht besser sein: Kaum hatte die Exkursion an diesem Sonntagnachmittag begonnen, flog der majestätische Seeadler mit breiten Schwingen über die Kiesteiche in Hohenrode und begrüßte die naturinteressierten Ausflügler, die sich auf dem Parkplatz am Ortseingang Hohenrode versammelt hatten. „Langsam aber sicher avanciert der Seeadler zum Wappenvogel der Auenlandschaft“, wie Nick Büscher, Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln, mit einem kleinen Augenzwinkern kommentierte und seinerseits die Gäste aus dem benachbarten NABU-Kreisverband Lippe begrüßte.
Dass sich die Seeadler seit längerer Zeit regelmäßig in Hohenrode aufhalten, wird durch die jüngste Sichtung eines ausgewachsenen Seeadlerpaares unweit des Seeufers bestätigt. Mittlerweile wartet das NABU-Schutzgebiet in der Weserschleife mit einem interessanten Artenspektrum auf, so dass Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland nach Hohenrode kommen, um sich davon zu bezeugen, dass die Auenlandschaft eine Reise wert ist. An diesem Sonntag sind fast 30 interessierte Naturschützer aus Lippe der Einladung des Rintelner Naturschutzbundes gefolgt. Sogar aus Detmold waren NABU-Mitglieder angereist, die von den ehrenamtlichen Naturschützern der Rintelner NABU-Gruppe Einblicke in die Auenlandschaft erhielten.
Überrascht waren die Exkursionsteilnehmer über die ausgedehnt begehbaren Wege, die zudem vielfältige Einblicke in die Auenlandschaft ermöglichen. „Ein Baustein des Schutzkonzeptes ist die Umweltbildung – wir freuen uns, wenn die Menschen die Auenlandschaft entdecken möchten, um ein interessantes Naturerleben zu ermöglichen, muss es auch für den Menschen unzugängliche Rückzugsräume geben, damit wir auch in Zukunft Seeadler, Flussseeschwalbe und andere scheue Vogelarten beobachten können“, weiß Büscher.
Und in diesen Bereichen werden gezielt Artenschutzmaßnahmen durchgeführt: „Um unterstützend für seltene Arten Maßnahmen durchzuführen, wird in naher Zukunft ein Fischadlerhorst auf der Vogelinsel errichtet, zudem entstehen Brutflöße für Flussseeschwalben, die auf den Seen sichere Brutmöglichkeiten bieten.“
Und wer sich mit offenen Augen auf den ausgewiesenen Wegen die Auenlandschaft erobert, kann dort gut und gerne zwei Stunden und länger verbringen, denn es gibt Vieles zu entdecken, wie man während der Exkursion feststellen konnte: Nicht nur viele Wasser- und Singvögel, wie Reiherenten, Haubentaucher, Graureiher, aber auch Feldlerchen und Rohrammern, sondern zudem eine Vielzahl an Libellen und Schmetterlinge. Mittlerweile wurde die Weide am Rundweg bezogen, dort sorgen Eseldamen und die Bocklämmer der NABU-Schafe für eine offene und artenreiche Landschaft. Insbesondere die neugierig-zutraulichen Eselinnen waren bei der Besuchergruppe aus Lippe sehr beliebt, wie diese sich ansonsten auch hellauf begeistert von der Farbenpracht der Auenlandschaft zeigte: Neben Lupinen, Königs- und Nachtkerze blühen momentan auch das Berufkraut, der Rainfarn, das Fingerkraut und verschiedene Distelarten, die unentwegt von Hautflüglern aufgesucht werden. Für die Naturschützer aus Lippe steht indes fest, dass sie von der beeindruckenden Auenlandschaft in Hohenrode erzählen werden – und wiederkommen, so viel ist sicher.