Idyllisch und unscheinbar liegt das schmale Gehölz zwischen Westendorf und Deckbergen, vermutet man doch nicht, was sich hinter dichten Weiden verbirgt: Kürzlich wurden dort professionelle Greifvogelfallen entdeckt, welche dazu dienen, Habicht, Sperber & Co. nachzustellen und zu töten.
Dr. Nick Büscher, Vorsitzender des NABU Rinteln, treibt es die Zornesröte ins Gesicht: „Es ist einfach unglaublich, dass wir im Jahr 2015, in dem der Habicht „Vogel des Jahres“ ist, solch eine Entdeckung machen müssen! Während der NABU mit Artenschutzmaßnahmen streng geschützte Arten wie dem Habicht hilft, versuchen Naturfrevler, sie zu fangen und zu töten.“ Man sei dankbar, dass ein aufmerksames NABU-Mitglied seine Beobachtungen den Rintelner Naturschützern gemeldet hat, sodass man in diesem Fall schnell reagieren konnte: Am Tag nach der Meldung habe der NABU Rinteln Strafanzeige beim Polizeikommissariat Rinteln gestellt, in der Hoffnung, dass der oder die Täter bald ermittelt werden.
Über die Beweggründe für ein solches Verhalten lässt sich bislang nur mutmaßen, so Dr. Büscher: „Es gibt Menschen, die meinen, dass Habichte und andere Greifvögel eine Jagdkonkurrenz sind und ihnen aus diesem Grunde nachstellen.“ Mit einer waidgerechten Jagd habe dies jedoch nichts zu tun – die Täter vermutet der Rintelner NABU-Vorsitzende in den Reihen der Jägerschaft. „Ich bin jedoch fester Überzeugung, dass die überwiegende Mehrheit der Jäger diese Praxis der illegalen Greifvogeljagd zutiefst missbilligt.“
Dabei handelt es sich keinesfalls um eine Bagatelle, wie Dr. Büscher betont: „Der Habicht ist eine streng geschützte Art. Es ist verboten, dieser Art nachzustellen, sie zu fangen und zu töten.“ Die im Weidendickicht südlich von Gut Echtringhausen vorgefundene und von der Polizei beschlagnahmte Fallenanlage ist mit einer Kunsttaube ausgestattet, welche Greifvögel anlocken soll. Versuchen Habicht & Co. die vermeintliche Beute zu greifen, schnappt die Falle zu. Die gefangenen Tiere werden anschließend erschlagen.
Neben dem Mäusebussard ist der Habicht der in Deutschland am meisten verfolgte Greifvogel. Vor allem in der Brutzeit zwischen März und Juni leben Habichte gefährlich. Es gibt immer noch einzelne Jäger, die sie als Konkurrenten bei der Jagd auf Niederwild sehen. Nach wie vor geht auch der Mythos um, Habichte seien für den starken Rückgang bestimmter Arten wie Feldhase und Rebhuhn verantwortlich.
Insgesamt ist die Sensibilität für das Thema gewachsen: Es werden mehr Delikte gemeldet und der Druck auf potenzielle Täter steigt. Wer überzeugt ist, einem aktuellen Fall von illegaler Greifvogelverfolgung auf der Spur zu sein, kann direkt den NABU anrufen. Hierzu ist ganzjährig werktags von 9 bis 18 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 15 bis 18 Uhr die Aktionsrufnummer 030-284984-1555 besetzt.