Es ist kalt an diesem Vormittag, als die Leiter an den Baum gestellt wird. Hinauf zum Kasten, ein routinierter Griff und schon öffnet sich die Vorderseite der Nisthilfe. Heraus quillt ein Knäuel aus Moos, Gras, Vogelfedern – und sogar allerhand Hundehaare, in denen die Vögel im vergangene Jahr ihre Jungen großzogen. Ein paar Spachtelhiebe, schon ist das Nest aus dem Kasten entfernt, der Kasten wird wieder geschlossen.
Die Naturschützer schauen nicht schlecht, als sie die im Frühjahr des Vorjahres zusammen mit Landwirten und Jägern der Bedenkenträgerkonferenz sauber machen. Fast alle der ausgebrachten Nistkästen, insbesondere die Höhlenbrüterkästen (‚Meisenkästen‘) waren besetzt und auch einige der Halbhöhlen, in denen unter anderem das Rotkehlchen brütet, wurden angenommen. So erfreulich die Annahme der Nisthilfen ist, so wichtig ist die Reinigung der Kästen für die kommende Brutperiode. Nun ist es Zeit, die verwaisten Nester zu entfernen und Platz für Neues zu schaffen, wie Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln weiß: „Die Singvögel bauen für jede Brut ein neues Nest und schaffen viel Nistmaterial heran. Nach der Brutphase gilt es, alte Nester mitsamt den darin lebenden Parasiten wie Vogelflöhen, Milben und Zecken aus den Kästen und Höhlen zu entfernen, damit die Vogelbrut im kommenden Jahr nicht übermäßig befallen wird. Dabei betont der Naturschutzbund, dass zum Reinigen niemals scharfe chemische Reinigungsmittel oder gar Desinfektionsmittel verwendet werden dürfen: „Es reicht, wenn der Kasten gründlich ausgefegt wird. Bei starkem Parasitenbefall kann man auch mit klarem Wasser und gegebenenfalls etwas Sodalauge ausspülen. Anschließend sollte das Kasteninnere gut austrocknen können. Schließlich muss der Nistkasten nicht unsere Hygiene-Vorstellungen der eigenen "guten Stube" erfüllen“, erläutert Büscher.
Wer bislang seine Nistkästen im heimischen Garten noch nicht gereinigt hat, sollte dies zum Winterende hin tun – vor Überraschungen bei der Nistkastensäuberung ist man jedoch nie gefeit, wie der NABU Rinteln bei der Reinigung der Nistkästen in den Rintelner Wiesen selbst festgestellt hat. In einigen Kästen hatten Haselmäuse Zuflucht gesucht: „Es empfiehlt sich daher, bei den zu kontrollierenden Nistkästen kurz anzuklopfen, damit der mögliche Hauseigentümer - etwa eine Hasel- oder eine Waldmaus - gewarnt ist und seine Behausung verlassen kann. Man erspart sich dadurch so manchen unliebsamen Schrecken“, so Büscher. Auch der Siebenschläfer hält sich oft in Vogel-Nistkästen auf. Dabei ist das Verhältnis zu den gefiederten Hausbesitzern in der Regel unproblematisch, da der graue Schläfer die Vogelbehausungen meist erst aufsucht, wenn die Vögel ausgeflogen sind. Für die Überwinterung ab Ende Oktober nutzen die Schläfer dann aber lieber Erdhöhlen, weil sie frostsicherer als die kleinen Nistkästen sind.