Schlusssteine im wahrsten Sinne des Wortes konnten nun im kooperativen Projekt „Melissa“, dem derzeit entstehenden Insektenschaugarten gesetzt werden: Die große Insektennisthilfe in massiver Ständerbauweise wurde von den NABU-Aktiven Anke Schurtzmann und Dieter Aßbrock befüllt. Dabei war das Ausstatten der Nisthilfe für einzeln lebende Wildbienen, von denen es deutschlandweit mehr als 500 Arten gibt, eine Herausforderung: Sechs große Fächer galt es mit geeignetem Nistmaterial für Mauerbiene, Scherenbiene & Co. zu füllen.
Da das von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geförderte Projekt sich auch zum Ziel setzt, den Besucherinnen und Besuchern möglichst viele Anregungen auch für eigene Projekte zum Schutz heimischer Wildbienen zu geben, wurde auf einen großen Variantenreichtum wert gelegt: Neben Nistziegeln aus Ton, in die Löcher zum Nisten eingelassen worden sind, findet man auch große Baumscheiben aus Eiche und Eschenholz. „Wichtig ist es hierbei, dass Hartholz verwendet wird und die Bohrlöcher möglichst sauber gearbeitet sind, damit sich die Wildbienen ihre Flügel nicht verletzen“, weiß Schurtzmann. Hierbei wurde auch darauf geachtet, dass nicht in das Hirn- sondern in das Stirnholz gebohrt wird, um Rissbildungen zu vermeiden.
Darüber hinaus wurden Bambusröhrchen in Lehm eingearbeitet und auch Schilfrohr fand Verwendung in der Insektennisthilfe. „Man muss auch sichergehen, dass die Niströhren hinten verschlossen sind, da die Insekten ansonsten die Röhrchen nicht nutzen“, ergänzt Aßbrock. So wurden in ein kleines Holzregal auch stabile Pappröhren gestopft, die ebenfalls geeignete Nistquartiere darstellen, und selbst eingefräste MDF-Platten, die übereinandergestapelt werden, werden gerne von Wildbienen als Platz zur Anlage einer Brutkammer angenommen. Um die Nisthilfe davor zu schützen, dass beispielsweise Vögel die Halme herausziehen, wurde ein Gitter davor angebracht.
„Und Ausbaureserven haben wir auch noch“, wie Schurtzmann und Aßbrock versichern, indem sie auf die rückwärtige Wand der Nisthilfe verweisen, die ebenfalls noch weiter ausgebaut werden soll, um Wildbienen aller Couleur ein Zuhause zu bieten. Neben der Nisthilfe wurde übrigens ein Insektenbeobachtungsstein installiert, um bodenlebenden Insekten wie Ameisen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sie bei der Arbeit beobachten zu können. Da nicht alle Wildbienen die Insektennisthilfe nutzen, sollen auch offene Sand- und Erdflächen geschaffen werden, um für diese Arten wie Sandbienen einen Lebensraum zu schaffen.
Mittlerweile sind übrigens die ersten Interessenten in ihr neues Domizil im Insektenschaugarten eingezogen – dasselbe gilt auch für den Bienenschaukasten, der sich vis-à-vis dazu befindet: Dort hat der Imkerverein Rinteln kürzlich und passend zum „Welttag der Bienen“ den Schaukasten befüllt, sodass dort nun auch den in Staaten lebenden Honigbienen bei der Arbeit zugeschaut werden kann. „Wir wissen, dass wir uns beim Thema Artenvielfalt breit aufstellen müssen. Mittlerweile sind 62 Prozent der Wildbienenarten in Niedersachsen gefährdet. Der Insektenschaugarten soll einen Beitrag zum Schutz unserer Insektenwelt leisten“, so Klaus Koschnick vom Imkerverein Rinteln. Sobald auch das Kräuterhochbeet mit für Insekten wichtigen Kräutern bepflanzt worden ist, soll der Insektenschaugarten der Öffentlichkeit vorgestellt werden, verrät Koschnick.
Gefördert wird dieses Projekt durch die BINGO!-Umweltstiftung