Kein Platz blieb unbesetzt an diesem Samstagabend im Vortragsraum des Museums Eulenburg. Vor mehr als vierzig interessierten Naturfreundinnen und -freunden konnte der ausgewiesene und deutschlandweit bekannte Hummelexperte Volker Mauss, der eigens dafür aus Baden-Württemberg angereist war, mit faszinierenden Einblicken und profundem Wissen zur Stechimme der Gattung Bombus brillieren.
Der Vortrag zeichnete sich durch eine hohe Anschaulichkeit aus, die durch den Lebenszyklus der Hummel, wie Mauss betonte, eine Sympathieträgerart par excellence, führte. Die Hummel begeistert die Menschen nicht nur, weil sie mit ihrem pummelig-behäbigen Aussehen ein Kindchenschema erfüllt, sondern auch mit beeindruckenden Leistungen: So muss die Hummelkönigin im Frühjahr, wenn sie sich im März aus der Ruhephase begibt, ganz alleine damit beginnen, ihr Volk aufzubauen und ein Brutnest anlegen, um den Grundstein für ein Hummelvolk zu legen, das zwischen 50 und 1.000 Tieren groß werden kann. Anders als die Honigbiene gehören Hummeln zu den sogenannten Generalisten, die in Anbetracht der kleinen Volkgröße eine größere Bestäubungsleistung erbringen und auch dazu beitragen, dass Blumen wie der Blaue Eisenhut bestäubt werden können.
Auch die Leistungen der Männchen des Hummelvolkes können sich sehen lassen: Um die Prinzessinnen eines Hummelvolkes begatten zu können, machen sich tagtäglich die männlichen Hummeln auf festgelegten Routen auf den Weg, um bis zu 17 Kilometer zu fliegen. Um diese Leistung erbringen zu können, müssen die Männchen täglich ihr eigenes Körpergewicht in Zucker wieder aufnehmen und somit Hochleistung für die eigene Arterhaltung leisten. Auch die Arbeiterinnen im Hummelvolk müssen effizient vorgehen, um einen Nettoertrag an Pollen und Nektar für das Hummelvolk zu erzielen, da die Ausflüge sehr energiezehrend sind und die Ausbeute der jeweiligen Trachtquelle einen Mehrertrag erbringen muss. Hummeln scheinen, so Mauss, diese Werte bei der Entscheidung, welche Pollen- und Nektarspender angeflogen werden, zu berücksichtigen. Auch Gewächshäuser machen sich die Eigenschaften der robusten und leistungsfähigen Hummeln zunutze und lassen Kulturpflanzen wie Tomaten gezielt bestäuben.
Mauss, der seines Zeichens Diplom-Biologe und Lehrer am Schulzentrum Michaelbach, freier Mitarbeiter im Stuttgarter Museum für Naturkunde, Wespenforscher und Verfasser zahlreicher Fachzeitschriften ist, räumte auch mit einigen Klischees auf: So besitzen Hummeln einen Stachel und können durchaus stechen, nur sind Hummeln nicht so aggressiv wie beispielsweise Wespen – einzige Ausnahme ist die Baumhummel Bombus hypnorum. Dennoch können Hummelstiche sehr schmerzhaft sein, wie Mauss betont, sodass insbesondere bei Gartenarbeit Vorsicht geboten ist, um unter- wie oberirdisch bewohnende Hummelarten nicht zu stören.
Andere Insekten machen sich die Wehrhaftigkeit der Hummel für ihre eigenen Überlebensstrategien in Form der Mimikry zunutze, wie Mauss ausführte: So gibt es Schwebfliegenarten wie die Hummel-Waldschwebfliege Volucella bombylans, die Fressfeinde mit ihrer Hummelerscheinung täuschen und Beutegreifer wie Vögel davon abhält, das vermeintlich wehrhafte Insekt fressen zu wollen. Die evolutive Anpassung zahlreicher Schwebfliegenarten hat sich dieses Täuschungsmanöver zunutze gemacht, um die eigene Art unter dem Deckmantel der Hummel zu schützen.
Und selbst andere Hummeln machen sich selbige und ihren Fleiß zunutze, indem beispielsweise Schmarotzerhummeln oder Kuckuckshummeln Psithyrus als Sozialparasiten in Hummelvölker eindringen, die eigentliche Hummelkönigin töten oder mit Pheromonen gezielt dafür sorgen, dass die Arbeiterinnen des Hummelvolkes die eigentliche Königin vertreiben und die neue Regentin akzeptieren. Die Hummelkönigin der Schmarotzerhummel nutzt nun das Volk, um die eigenen Larven großzuziehen.
Phantastische Leistungen eines kleinen Insekts, das stellvertretend für unsere heimischen Bestäuber steht, wie Dr. Nick Büscher für den NABU Rinteln ausführt und darauf hinweist, dass die Vortragsreihe zu Biologie, Gefährdung und Schutz der Insekten ergänzend zur Insekten-Ausstellung „Kleine Giganten“ im Museum Eulenburg stattfindet. „Mit der Hummel ist nun ein fulminanter Auftakt gemacht“, so auch Dr. Stefan Meyer, Leiter des Museums Eulenburg. Und der nächste Vortrag wartet bereits: Am Freitag, 14.12.2018 um 19 Uhr wird der NABU-Experte Oliver Nacke über das besorgniserregende Phänomen des Insektensterbens im Museum Eulenburg referieren. Die Durchführung der Vorträge wird von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung gefördert.