Turmfalken zählen zu den tagaktiven Greifvögeln,welche in Europa, Asien und Afrika verbreitet sind.
Es gibt verschiedene Unterarten, die je nach Region variieren können. Mit 350000 Brutpaaren zählt er zur häufigsten Falkenart in Europa, in Deutschland ist er mit 50000 Brutpaaren vertreten.
Freilebende Turmfalken können bis zu 20 Jahre alt werden, wobei aufgrund zahlreicher Gefährdungen nur wenige Tiere dieses Alter erreichen.
Sie sind sowohl Zug- als auch Standvögel. In milden Klimagebieten, wie bei uns, ist auch im Winter genug Nahrung vorhanden, sodass sie standorttreu sind. Nur in kälteren Gebieten kann man einzelne Zugvögel beobachten.
Die Flügelspannweite des Turmfalken umfasst 75cm, die Größe beträgt ca. 35cm.
Ein ausgewachsenes Männchen wiegt 200g, ein Weibchen 220g.
Männchen und Weibchen können äußerlich voneinander unterschieden werden. Der Kopf des Weibchens ist rotbraun, beim Männchen hellgrau. Bauch und Unterseite sind bei beiden hell gefärbt. Der Rücken des Weibchens ist rotbraun mit dunklen Querbändern im Gefieder, beim Männchen sind es dunkle Tropfen. Die Spitzen der Handschwingen sind schwarz. Das Weibchen besitzt braune Schwanzfedern, beim Männchen sind diese hellgrau. Beide Geschlechter weisen hier eine schwarze Endbinde sowie zum Abschluss einen weißen Saum auf. Die Beinfarbe ist gelb.
Turmfalken können als Kulturfolger bezeichnet werden. In Städten und Dörfern bewohnen sie Kirchtürme, Rathäuser, Scheunen und andere hohe Gebäude mit zugänglichen Öffnungen. Der Nachteil dieses Lebensraumes ist jedoch, dass die Falken eine weite Strecke bis zu einem geeigneten Jagdrevier zurücklegen müssen. Ursprünglich ist der Turmfalke jedoch ein Felsbewohner.
Er bevorzugt wie auch andere Greifvogelarten eine offene Kulturlandschaft mit niedriger Vegetation und Aufsitzwarten für die Jagd. Er ist gut an Waldrändern und über Feldern und Wiesen zu beobachten. Sein Vorkommen ist stark vom Nahrungsangebot abhängig.
Die Hauptnahrung des Falken besteht aus Feld- und Wühlmäusen, welche mit seinen Fängen gegriffen werden. Bei geringer Mäusepopulation begnügt er sich jedoch auch mit Fröschen, Eidechsen, Regenwürmern, Insekten und Käfern. Bevorzugt werden schwache oder kranke Tiere gejagt, da diese Beute mit weniger Energieaufwand gefangen werden kann. So wird vom Turmfalken auf natürliche Weise die Population der Mäuse und anderer Beutetiere geregelt. Vor Allem in der Stadt ist die Nahrungsbeschaffung schwierig. Hier ist zu beobachten, dass vereinzelt kleine Singvögel erbeutet werden, welche sich in größeren Schwärmen aufhalten. Diese Erkenntnisse wurden durch die Untersuchung der Gewölle gewonnen. Gewölle sind unverdaute Nahrungsreste wie Haare und Knochen, die von den Greifvögeln wieder ausgespien werden. Pro Tag benötigt ein ausgewachsener Turmfalke ¼ seines eigenen Körpergewichtes an Nahrung. Das entspricht ca. 50g.
Besonders gut kann man den Turmfalken tagsüber über Wiesen und Feldern bei der Nahrungssuche beobachten, wenn er bei seinem Segelflug am Himmel kreist. Bei der Jagd nach Beute bedient er sich mehrerer Methoden.
Hierbei ist die Rütteljagd in ca. 20m Höhe charakteristisch und hat dem Turmfalken auch den Spitznamen „Rüttelfalke“ eingebracht. Hierbei kann der Greifvogel durch schnelle Flügelschläge von oben nach unten in der Luft stehen und seine Beute anvisieren, um sich dann blitzschnell durch einen Stoßflug nach unten zu stürzen und seine Beute mit den Krallen zu packen.
Eine weitere Methode ist die Ansitzjagd. Dazu wird eine hohe Sitzwarte benötigt, etwa ein Mast oder Baum, sowie eine offene Fläche mit niedriger Vegetation. In erhöhter Position verharrt der Falke bewegungslos, bis er ein Beutetier entdeckt. Nur selten kann man in der Stadt beobachten, wie der Greifvogel die Luftjagd anwendet und sich einen Singvogel aus einem Schwarm heraus fängt.
Turmfalken bauen sich keine eigenen Nester. Als natürliche Brutplätze bevorzugt er Feldgehölze, Felsnischen und Mauerlöcher. Er nutzt auch verlassene Krähen- und Elsternester zur Brut. Gerne nimmt er auch von Menschen geschaffene Nistkästen an. Wichtig ist eine Mulde, damit die Eier nicht wegrollen, zusätzliches Nistmaterial benötigt er jedoch nicht. Die Turmfalken leben monogam, ein Paar bleibt ein Leben lang zusammen.
Bereits ab dem 2. Lebensjahr beginnt das Weibchen mit der ersten Brut. Die Balz findet im März und April statt. Ab Mitte April werden 3-7 helle Eier mit braunen Tupfern gelegt. Diese werden 27-29 Tage lang bebrütet, bis die Jungen schlüpfen. Die Anzahl der Eier ist stark vom Nahrungsangebot abhängig. Während der ersten zwei Wochen wird der Nachwuchs von der Mutter gehudert, während sich das Männchen allein um die Versorgung mit Nahrung kümmert. Danach beteiligt sich auch wieder das Weibchen an der Jagd. Nach drei Wochen haben die Jungen das Gewicht eines ausgewachsenen Falken erreicht, nach vier Wochen ist dessen Gefieder voll entwickelt. Sie werden von den Elterntieren noch einige Wochen unterstützt, bis die Jungtiere ihr eigenes Revier zur Jagd gebildet haben.
Zahlreiche Gefährdungen werden vom Menschen verursacht. Der Lebensraum des Turmfalken wird vor Allem durch das Abdichten von Gebäudenischen und Kirchtürmen eingeschränkt. Auch die Zersiedelung der Landschaft und das Bebauen von Stadträndern führen zur Einengung des Lebensraumes. Dadurch weichen die Greifvögel auf andere Gebiete aus.
Fehlende Bäume und Nahrung bringen die Tiere dazu, sich in Straßennähe aufzuhalten. Dort nutzen sie Schilder und Pfeiler als Sitzwarten und ernähren sich von Tieren, die dem Verkehr zum Opfer gefallen sind. Dadurch werden sie jedoch auch selbst vom Straßenverkehr gefährdet.
Eine weitere Gefahr geht von Hochspannungsmasten aus, die als Warte genutzt werden und tödliche Stromschläge verursachen. Durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in Industrie und Landwirtschaft treten Vergiftungen oder eine Reduzierung des Nahrungsangebotes auf.
Durch den Erhalt von Lebensräumen und das Schaffen geeigneter Brutplätze kann der Fortbestand der Turmfalkenpopulation gesichert werden. Natürliche Strukturen wie Hecken und Solitärgehölze als Lebensraum müssen unter Schutz gestellt werden. Der Einsatz von Pestiziden, Insektiziden und anderen Giften muss eingeschränkt werden. Auch der Bestand der Arten, von denen der Turmfalke abhängig ist, muss geschützt werden.