Dass Erdkröte, Kammmolch & Co. nicht nur während der Amphibienwanderung schutzbedürftig sind, sondern auch der Lebensraum dieser Amphibien stark gefährdet ist, wissen die Naturschützer des NABU Rinteln nur zu gut: Die Naturschützer gehen davon aus, dass in den vergangenen 50 Jahren rund 80 % bis 90 % der Amphibienlaichgewässer verschwunden sind. Mit den Gewässern sind einige der früher heimischen Amphibienarten verschwunden oder sehr selten geworden. Zum Beispiel ist der anspruchsvolle Laubfrosch in den Grenzen Rintelns heute vermutlich ausgestorben, Kammmolche, Kreuzkröten und Geburtshelferkröten sind fast weg. Genau um diese Arten geht es aber dem NABU, „denn diese lassen sich nicht mit Krötenzäunen oder herkömmlichen Gartenteichen retten“, so Nick Büscher, 1. Vorsitzender der NABU-Gruppe Rinteln. Im Rahmen des Rintelner Tümpelprojektes halfen die Rintelner Naturschützer den kleinen Lurchen mit großem Gerät nun auf die Sprünge, indem insgesamt 12 Teiche, Tümpel und Blänken neu angelegt wurden.
Vor einiger Zeit hatten die Naturschützer öffentlich dazu aufgerufen, geeignete Flächen für den Amphibienschutz zur Verfügung zu stellen. Der Appell blieb nicht ohne Widerhall, so dass sich der NABU über für den Artenschutz wertvolle Flächen freuen konnte, die seitens Landkreis Schaumburg, Stadt Rinteln und sogar von privaten Eigentümern zur Verfügung gestellt wurden. Dies freut den NABU-Vorsitzenden, der darin eine Trendwende zum Lebensraumverlust erkennt: „Früher wurden Feuerlöschteiche durch Hydranten ersetzt, Weidetümpel durch Maulpumpen und Tränkwagen. Wasserführende Senken und Überschwemmungsflächen wurden weitgehend aufgefüllt und zu ertragreichen Wiesen- und Ackerstandorten umgewandelt. Jetzt werden zwischen Engern und Goldbeck neue Lebensräume für Amphibien geschaffen, wofür wir den Eigentümern der Flächen sehr dankbar sind.“ Das Rintelner Tümpelprojekt zur Rettung gefährdeter Amphibienarten sei auf die Bereitstellung geeigneter Grundstücke angewiesen gewesen, wobei einmal mehr deutlich werde, wie wichtig Flächen für den Naturschutz seien, so Büscher weiter. Das Rintelner Tümpelprojekt wird durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert.
Der NABU hat mit einem großen Kettenbagger Gewässer angelegt, die den Amphibien als Laichplätze dienen sollen, denn alle 14 in Rinteln und Umgebung heimischen Arten sind für die Vermehrung von Gewässern abhängig. „Wenn man beim Einsatz dieser großen Maschinen dabei ist, sieht man, wie Naturschutzprojekte effektiv umgesetzt werden können“, wie Büscher erläutert. Auf den extensiv genutzten Wiesen und Brachen grub das Großgerät Flachgewässer mit einer Größe von mindestens 250 Quadratmetern. Die Gewässer wurden – je nach zu erwartenden Artenspektrum, Umfeld und Grundwasserstand – unterschiedlich tief angelegt, um möglichst erfolgreiche Maßnahmen zu gewährleisten. Darüber hinaus wurden Sommerlebensräume und Winterquartiere in der Gewässernähe angelegt. Die Nutzung als Fischteich ist ausgeschlossen, denn dort, wo Fische leben, haben die meisten und vor allem gerade die seltenen Amphibienarten keine Chance. Dem gegenüber ist die Nutzung als Viehtränke sogar erwünscht, da die Gewässer vor vorzeitiger Verlandung bewahrt werden können. Die Rintelner Naturschützer sind gespannt auf die Amphibien, die bald ihre neuen Lebensräume erobern werden: „Wir werden die Entwicklung der neu geschaffenen Biotope naturschutzfachlich begleiten und das Artenspektrum erfassen“, so Büscher abschließend.