Mehr Platz für das "ökologische Gewissen"

NABU Rinteln bezieht einstige Hausmeisterwohnung / Gruppe vor Ort ist "eine der engagiertesten"


Rinteln (who). Nach 20 Jahren in der Grundschule Nord, Eingang Breite Straße, ist das Natur- und Umweltschutzzentrum des Naturschutzbundes (Nabu) in neue Räume umgezogen. Mit einer offiziellen Feier, einem Empfang und einer Dokumentation früherer und aktueller Projekte präsentierte die Nabu-Gruppe Rinteln am Samstag das wiedereröffnete Zentrum.


Für den Nabu-Landesvorsitzenden Dr. Holger Buschmann (r.) ist die Rintelner Nabu-Gruppe „eine der größten und engagiertesten im ganzen Land“. Daneben (v.l.) Thomas Brand und Nick Büscher, die Vorsitzenden des Nabu Rinteln. - Foto: Kathy Büscher
Für den Nabu-Landesvorsitzenden Dr. Holger Buschmann (r.) ist die Rintelner Nabu-Gruppe „eine der größten und engagiertesten im ganzen Land“. Daneben (v.l.) Thomas Brand und Nick Büscher, die Vorsitzenden des Nabu Rinteln. - Foto: Kathy Büscher

Die Naturschützer koordinieren ihren ehrenamtlichen Einsatz künftig von der ehemaligen Hausmeisterwohnung in der Pestalozzischule am Kerschensteinerweg aus. Das landkreisweit agierende Zentrum für ehrenamtlichen Naturschutz dient wie bislang, aber bei optimierten Bedingungen, gleichzeitig als Anlaufstelle für engagierte Bürger, die dort Rat und praktische Hilfestellung bekommen. Wie zum Beispiel jetzt im Herbst wieder, wenn es gilt, jungen Igeln über den Winter zu helfen. Die Einweihungsfeier für die neuen Räume war gleichzeitig Demonstration für das Gewicht, das die Rintelner Nabu-Gruppe inzwischen als „ökologisches Gewissen“ der Weserstadt auf die Waage legt.


Nick Büscher stellt die Aktivitäten der Gruppe vor. - Foto: Kathy Büscher
Nick Büscher stellt die Aktivitäten der Gruppe vor. - Foto: Kathy Büscher

Mit rund 1000 Mitgliedern ist sie sogar eine der größten Gruppen im Land (bei insgesamt 72000 Mitgliedern) und gleichzeitig „eine der engagiertesten“, unterstrich Dr. Holger Buschmann am Samstag. Der Landesvorsitzende lobte besonders die „vorbildliche Jugendarbeit“ der Rintelner Aktivisten. Denn Naturschutz sei kein Selbstläufer, was nach dem Hoch der 1980-Jahre an den rückläufigen Mitgliederzahlen abzulesen gewesen sei. Buschmann mit einem Beispiel: Die Artenkenntnis bei Jugendlichen und Kindern ist drastisch zurückgegangen: „Viele kennen nicht einmal drei Vogelarten, aber dafür 50 verschiedene Klingeltöne fürs Handy.“ Durch Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit und nicht zuletzt durch die aktuellen Umweltkatastrophen werde der Naturschutz allerdings erneut verstärkt von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Deshalb „bilden sich jetzt wieder neue Gruppen“, so Buschmanns positiver Ausblick.


Grußwort von Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz. - Foto: Kathy Büscher
Grußwort von Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz. - Foto: Kathy Büscher

Der Nabu Rinteln will das jetzt etwa 100 Quadratmeter erweiterte Natur- und Umweltschutzzentrum mit seinem verbesserten Raumangebot für die regelmäßigen Treffen (jeweils dienstags von 19 bis etwa 20.30 Uhr) nutzen sowie für Büroarbeiten und Seminare, so der Vorsitzende Nick Büscher. Zu koordinieren gebe es reichlich, angesichts der anstehenden Projekte. Darunter die Pflege der Streuobstwiese bei der Ferienhaussiedlung in Hohenrode, die 1993 gemeinsam mit dem Lions Club Rinteln angelegt worden sei. Dazu Büscher: In Kürze steht der Obstbaumschnitt an. Darüber hinaus kümmern sich die Nabu-Helfer um Mahd, Heckenschnitt und wollen im kommenden Jahr die Verbuschung um die alten Obstbäume beseitigen. Dass der Nabu auch immer wieder bereit war und ist, auch diffizilere Themen und heiße Eisen anzugehen, belegen die prall gefüllten Ordner mit Zeitungsausschnitten, die der zweite Vorsitzende, Thomas Brand, zeigte. Seit 1979, damals noch als „Deutscher Bund für Vogelschutz“ setzt der Nabu sich auch für Projekte ein, die zunächst auf Widerstand aus der Bevölkerung und spezieller Interessengruppen stoßen. So ist zum Beispiel der Erhalt von Naturschutzgebieten mit Magergras-Böden und ihrer besonderen Flora und Fauna ein Thema, an dem sich hitzige Diskussionen entzünden können. Vielleicht unter anderen Vorzeichen, wenn allgemein bekannt wäre, um welche wertvollen und schützenswerten Biotope es in Wirklichkeit geht, zeigte Dr. Eckhard Marx unter anderem anhand von Bildern seltener Pflanzen und Insekten aus diesem Bereich.


Das neue NUZ am Eröffnungstag. - Foto: Kathy Büscher
Das neue NUZ am Eröffnungstag. - Foto: Kathy Büscher

Der Nabu hat gezeigt, dass er „langfristige Projekte durchtragen kann, die einen realen Alltagsbezug haben und dass er als Korrektiv in der Gesellschaft“ wirkt, bescheinigte die stellvertretende Landrätin Helma Hartmann-Grolm. Einen bedeutenden Beitrag zum gesellschaftlichen Leben zu leisten, bescheinigte auch Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz den Naturschützern. In Würdigung unterzeichnete er sozusagen den Mietvertrag für die neuen Räume. „Ich habe keinen Scheck mitgebracht aber die Stadt verlangt auch keine Miete für die letzten 20 Jahre“, so Buchholz – und stellt einen Blanko-Scheck für die Unterstützung von Nabu-Projekten durch den Bauhof aus…

 

Artikel aus der Schaumburger Zeitung vom 21. November 2011